Der Zaunkönig gehört zur gleichnamigen Familie, zu der weltweit etwa 75 Arten in 16 Gattungen zählen. Fast ausnahmslos bevölkern die anderen Vertreter der Zaunkönigfamilie die Neue Welt, und zwar vor allem das tropische Mittel- und Südamerika. Unser heimischer Zaunkönig ist die einzige Art der Paläarktis. Der lateinische Name Troglodytes geht auf das griechische Wort troglodyt (Höhlenbewohner) zurück. Höhlen bewohnen Zaunkönige allerdings nicht, sondern eher sind sie in Nischen und Spalten zu finden. Im Volksmund auch „Zaunschlüpfer“ genannt, fanden sich für den Zaunkönig auch andere regionale Bezeichnungen, die sich auf die winzige Gestalt, die Lebensweise oder sogar den Nestbau des kleinen Vogels beziehen.
Der Zaunkönig im Porträt
Aussehen
Der Zaunkönig zählt zu den kleinsten Vögeln Europas. Er ist außerdem der kürzeste Vogel und wiegt gerade einmal zehn Gramm. Nur Sommer- und Wintergoldhähnchen sind noch kleiner. Der Zaunkönig ist von kugeliger Gestalt mit einem charakteristischen kurzen Schwanz, der sehr oft aufrecht getragen wird. An der Schwanzstellung kann die Erregung des Vogels als sichtbares Ausdruckszeichen gemessen werden. Dies gilt besonders wenn Beutegreifer im Revier gesichtet werden. Auch beim Reviergesang der Männchen wird der Schwanz mit hin- und herbewegt. Sein relativ langer, spitzer und leicht gebogener Schnabel kennzeichnet ihn als typischen Insektenfresser.
Das Gefieder der Oberseite ist rostbraun gebändert und sorgt für eine perfekte Tarnung im Unterholz. Die Unterseite ist beige bis bräunlich rahmfarben gefärbt. Die Flügel und der Schwanz sind ebenfalls braun gefärbt, mit einer auffälligen Querbänderung. Die Wangen und das Kinn sind heller und heben sich deutlich vom übrigen Gefieder ab. Weibchen und Männchen sind von gleicher Gefiederfarbe.
Die kurzen Flügel zeichnen den Zaunkönig als schlechten Flieger aus. Große Freiflächen meidet er und überfliegt er ungern. Da der Zaunkönig in der Gebüschzone lebt, bewegt er sich überwiegend hüpfend im Gebüsch fort.
Zaunkönig Verhalten
Die Bandbreite der Zaunkönige reicht von sehr heimlichen Arten wie der Gattung Microcerculus bis hin zu der sehr auffälligen Gattung Campylorhynchus. Die Familie als Ganzes weist eine große Variationsbreite in ihrem Verhalten auf. Die Arten der gemäßigten Breiten treten in der Regel paarweise auf, einige tropische Arten können in Gruppen von bis zu 20 Vögeln auftreten.
Der Zaunkönig ist sowohl am Tag als auch in der Dämmerung aktiv. Er verlässt seinen Schlafplatz i. d. R. morgens mit dem ersten Tageslicht und kehrt bei Einbruch der Dunkelheit zurück. Während seiner Ruhephasen bleibt der Zaunkönig meist in dichter Bodenvegetation. Die Weibchen übernachten ausschließlich während der Brutzeit im Nest.
Deckung ist für den Zaunkönig sehr wichtig. Am liebsten hält er sich in der undurchdringlichen Vegetation von Sträuchern auf und schlüpft geschickt von einem Busch zu seinem nächsten Versteck. In der Regel vermeidet er es, größere Strecken zu fliegen.
Stimme & Gesang
Trotz seiner geringen Größe zeichnet sich der Zaunkönig durch einen laut schmetternden und unverwechselbaren Gesang aus, den man bis zu 500 m weit hören kann und der eine Lautstärke von bis zu 90 Dezibel erreichen kann. Sein Gesang besteht aus melodischem Trillern und lautem Schmettern. In der Brutzeit beginnt der Zaunkönig bereits nach drei Uhr morgens zu singen und hört erst wieder am späten Abend auf.
Zaunkönig Lebensraum & Verbreitung
Der Zaunkönig ist weltweit verbreitet. Er brütet in Nordamerika und in Europa. In Russland ist er bis zur Küste des Weißen Meeres, im Südural und an der Donmündung, westlich des Schwarzen Meeres, im Kaukasus, im Amurgebiet sowie auf Sachalin anzutreffen. Ebenso in Zentral- und Nordchina, im Nordiran und in Zentralasien nach Osten bis Japan, Taiwan und den Kurilen. Besiedelt wird Anatolien, die großen Mittelmeerinseln, der Libanon, Israel und Teile Nordafrikas. Auf europäischen Inseln wie Island, Färöer oder Korsika gibt es jeweils Unterarten, die sich äußerlich unterscheiden.
Der Zaunkönig bevorzugt bodenfeuchte, gebüschreiche und mit Unterholz ausgestattete Laub- und Mischwälder. Außerdem ist er Bewohner der Parks, Gärten, Friedhöfe, Gehölze, Gebüschstreifen und Hecken sowie der deckungsreichen Uferlandschaften. In den Alpen kommt der Zaunkönig in Höhen von 2.400 bis 2.700 m vor. Bruten finden aber nur bis 2.000 m Höhe statt.
Nahrung
Der Zaunkönig gehört zu den Insektenfressern. Seine geringe Größe erlaubt ihm, seine Nahrung selbst in den kleinsten Ritzen und Fugen zu suchen sowie in die dichtesten Gebüsche vorzudringen. Mithilfe des langen dünnen Schnabels gelangt er in alle Ritzen und Spalten, um an die Insektenbeute zu kommen. Aber auch im Spülsaum von Gewässern, in Teichen und Pfützen findet der kleine Vogel Nahrung.
Zaunkönig Fortpflanzung & Nachwuchs
Das Zaunkönigmännchen besetzt oft schon im Spätwinter sein Revier und verteidigt es gegen Konkurrenten. Ihrem Revier bleiben manche Männchen bis zu vier Jahre lang treu. Ab Ende März baut der Revierinhaber dann mehrere sogenannte Wahl- oder Spielnester, die er durch lautstarkem Balzgesang den Weibchen anbietet. Bis zu zehn Nester kann ein Männchen in einem nahrungsreichen Revier erbauen. Das erwählte Weibchen sucht sich das geeignetste Nest aus. Auf diese Art und Weise kann ein Männchen sich mit bis zu drei Weibchen paaren, die erfolgreich brüten, wenn die Qualität des Lebensraums es zulässt. Dieses Verhalten nennt man Polygynie.
Gefährdung & Feinde
Der Zaunkönigbestand wird vor allem durch strenge Winter reduziert. Allerdings erholt sich der Bestand auch schnell wieder und gleicht die Winterverluste aus. Dies hängt auch von der Qualität und vom Nahrungsangebot des jeweiligen Lebensraums ab. Die Hauptvorkommen liegen entlang von Bächen und Flüssen.
Zaunkönig im Garten
Wenn Sie den Zaunkönig in ihrem Garten begrüßen möchten, sollten Sie die notwendigen Voraussetzungen schaffen, damit er sich ein Nest bauen kann. Dieses besteht meist aus Moos und ist im Inneren dick mit Federn gepolstert. Er baut es gerne unter Baumwurzeln oder in einem dichtem Gebüsch.
Zaunkönig im Winter
Der Zaunkönig ist ein recht seltener Gast am Futterhaus, er bevorzugt keine bestimmt Nahrung. Sie werden ihn im Winter daher eher in einem Nest ansiedeln können (s. o.), als dass er regelmäßig zum Fressen in den Garten kommt.
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