Wie können Tierhaltung und Wildschutz miteinander verbunden werden?

Tierhaltung und Wildschutz sind zwei unfassbar wichtige Aspekte vor allem in der Landwirtschaft, die oft und gerne als getrennte Bereiche betrachtet werden. Dabei besteht eine immer deutlicher zunehmende Notwendigkeit, Wege zu finden, um beide miteinander zu kombinieren.

Die Herausforderung besteht darin, eine harmonische Koexistenz zu schaffen, bei der sowohl die Bedürfnisse der Nutztiere als auch der Schutz der angrenzenden heimischen Wildtiere gewährleisten werden müssen. So können wir einen enormen Beitrag dazu leisten, Artenvielfalt zu erhalten und das ökologische Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, das durch eine Verstädterung und immer monokultureller angelegte Gärten gefährlich zu einer Seite geneigt wird.

Wie sollte Wild- und Nutzfläche voneinander getrennt werden?

Obwohl beide Bereiche aus guten Gründen separat gehalten werden, ist es von enormer Wichtigkeit, wie sie voneinander geteilt sind. Die klassischen Weidezäune, aber auch Knotengitterzäune sind jährlich Todesursache für tausende von Wild-, aber auch Nutztieren und einer noch wesentlich höheren Dunkelziffer an Verletzungen und Spätfolgen.

Ganz besonders gefährlich sind alte, zum Teil seit Jahren nicht mehr genutzte und schlichtweg vergessene Zäune, die niemals abgebaut wurden. (Elektrischer) Stacheldraht ist aus gutem Grund schon seit vielen Jahren gesetzlich nicht mehr erlaubt.

Aber auch die besseren Alternativen eines festen Drahtzauns – gegebenenfalls elektrifiziert – oder mobilen Mehrlitzenzauns müssen regelmäßig, am besten täglich mithilfe eines Rundganges überprüft werden. Strom sollte generell immer nur bei Weidegang und mit fachgerechter Installation aktiv sein und kann mithilfe von Strommessgeräten kontrolliert werden.

Wesentlich besser allerdings ist die Schaffung natürlicher Barrien und Schutzgebiete. Durch die Integration von Hecken, Gräben und anderen natürlichen Elementen können Tierhaltungsgebiete abgegrenzt und Wildtiere geschützt werden – und kreieren zusätzliche Nischen- und Brutplätze für Kleintiere und Vögel.

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Ihre Installation dauert zwar länger und ist unter Umständen kostspieliger, schafft aber auf längeren Zeitraum wesentlich höheren Mehrwert, neuen Lebensraum und Nahrungsquellen – und unter dem Strich eine erhöhte Biodiversität.

Ausnutzen der Vorteile einer Agroforstwirtschaft

Als Agroforstwirtschaft wird die aktive Einbeziehung von Bäumen, Sträuchern und Pflanzen in – in diesem Fall – Tierhaltungsgebiete bezeichnet. Durch ihre Integration entstehen neue, vielfältige Lebensräume, eine geförderte Artenvielfalt und das gesamte Mikroklima der Bodenerhaltung. Und das funktioniert auch für uns auf privatem Boden.

Zu den weiteren Vorteilen der Agroforstwirtschaft gehören beispielsweise eine Verringerung der Bodenerosion, kostenloser Dünger, Kühlung im Sommer und erhöhte Beschattung – vor allem die letzten beiden sind besonders bei Tierhaltung von großem Interesse.

Die dadurch zusätzlich verringerte Verdunstung sorgt für weniger Austrocknen der Weide oder des Gartens. Und: stabile Ökosysteme mit höherer Artenvielfalt sind im Normalfall wesentlich weniger störanfällig für Schädlinge – weil genügend Nützlinge den Lebensraum mit ihnen teilen. Diese Art der Tierhaltung erhöht zwar den Aufwand und das notwendige Wissen, sorgt aber auf lange Sicht für eine wesentlich besser ausbalancierte Aufzucht.

Ökologisch statt ökonomisch

Es ist wichtiger denn je, dass wir unser Land nachhaltig nutzen. Indem wir umweltfreundliche, ressourcenschonende Tierhaltungspraktiken implementieren, können wir Schutz für sowohl unsere Nutz- als auch Wildtiere garantieren. Das Ausweiten unserer Fläche sollte so wenig wie möglich in das Wohl der Wildtiere einschneiden. Es sollte unser Ziel sein, natürliche Lebensräume so gut es geht zu erhalten, oder neu zu schaffen – im Tandem.

Genügend Zugang zu Nahrungsquellen und eine Minimierung von Konflikten sollte oberste Priorität haben. Durch die natürlichen Barrieren oder auch intelligente Überwachungssysteme, die uns in Echtzeit alarmieren können, sind wir in der Lage, rechtzeitig und ohne Kollateralschäden einzugreifen, um Schäden oder Verluste unsererseits zu minimieren – und Tode und Verletzungen der Wildtiere zu vermeiden.

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Die Kombination dieser beiden Aspekte trägt zur langfristigen Nachhaltigkeit bei und schafft eine Situation, bei der am Ende beide Seiten gewinnen. Natürliche Ressourcen werden bewahrt – und auch wenn sie etwas länger braucht, um sich zu etablieren, wird eine ganzheitliche und nachhaltige Herangehensweise Generationen von Tierhaltern und Umwelt langfristig zugutekommen.

Foto: ©Nina Lawrenson/peopleimages.com /stock adobe

Hajo Simons
Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).

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