Vor einem ausgedehnten Spaziergang mit dem Hund stellt sich für dessen Besitzer die Frage, ob sie ihm besser Halsband oder Geschirr anlegen.
Bei beidem handelt es sich um Befestigungsmechanismen, um das Haustier im Freien sicher an der Leine zu führen. Halsband oder Geschirr – beide haben Vor- und Nachteile. Diese sehen sich Tierhalter an, bevor sie entscheiden, wie sie ihren Hund vor dem nächsten Gassigehen ausrüsten.
Wann muss der Hund an die Leine?
Beim Kauf der Hundeerstausstattung erhält sie einen hohen Stellenwert: die Leine. Mit dieser üben Hundehalter Kontrolle beim Spazieren im Freien aus. Eine bundesweite Leinenpflicht existiert in Deutschland allerdings nicht. Die Bundesländer entscheiden individuell, wo und wann Hundehalter ihre Tiere an der Leine führen.
Die Leinenpflicht greift meist außerhalb des eigenen Grundstücks oder eingezäunten Arealen wie Hundepark und Hundetrainingsplatz. An welchen Orten sie gilt, unterscheidet sich in den Bundesländern. Vorsorglich ergibt es Sinn, den Hund an folgenden Plätzen anzuleinen:
- Fußgängerzone
- Badestrand und Freibad
- Spiel- und Liegewiesen
- Naturschutzgebiet
- Friedhof
- Kinderspielplatz
- öffentliche Parks und Grünanlagen
- Campingplätze
- Orte mit hohem Verkehrs- und Fußgängeraufkommen
In mehreren Großstädten – hauptsächlich Landeshauptstädte wie Stuttgart, Hamburg, Magdeburg und Dresden – herrscht im gesamten Stadtgebiet Leinenzwang. Wohnen Hundehalter in Orten mit ganzjähriger Leinenpflicht, empfiehlt es sich, den Hund frühzeitig an die Leine zu gewöhnen.
Ebenfalls gibt es Waldgebiete, in denen Hundebesitzer ihre Haustiere ganzjährig an der Leine führen müssen. Das gilt für Wälder in:
- Mecklenburg-Vorpommern
- Berlin
- Hamburg (mit Ausnahme von ausgewiesenen Hundefreilaufzonen)
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
Laufen Hunde in Waldgebieten der genannten Bundesländer ohne Leine, drohen dem Besitzer Bußgelder in Höhe von bis zu 7.500 Euro.
Stellt ein frei laufender Hund im Wald dem Wild nach, erlaubt das Jagdrecht in den meisten Bundesländern den Abschuss des Tiers. Ausnahmen gelten in Sachsen, im Saarland sowie in Rheinland-Pfalz.
Zusätzlich gilt in mehreren Bundesländern in Wald- und Wiesengebieten eine Leinenpflicht in den Frühlings- und Frühsommermonaten. Die Brut- und Setzzeit zahlreicher Wildtiere und Vögel fällt in diesen Zeitraum.
Die Leinenpflicht in Niedersachsen beginnt am 1. April und endet am 15. Juli. Sie gilt für:
- Wald
- Feldwege
- Wiesen
- Gewässer und Uferbereiche
In den Bundesländern unterscheidet sich die Zeitspanne, in der Bodenbrüter und Wildtiere vor frei laufenden Hunden geschützt werden sollen. In Sachsen-Anhalt sieht das Waldgesetz eine generelle Leinenpflicht vom 1. März bis zum 15. Juli vor. Im Saarland endet der Leinenzwang am 30. Juni.
Generelle Leinenpflicht für Listenhunde
Wann Tierhalter ihre Hunde verpflichtend anleinen, hängt auch von der Hunderasse ab. Für die sogenannten Listenhunde gilt in allen Bundesländern – ausgenommen Bayern und Hessen – eine generelle Leinenpflicht in öffentlichen Bereichen.
Zu den Hunden, die aufgrund ihrer Rasse als gefährlich gelten, gehören American Pit Bull, American Staffordshire Terrier und Bullterrier. Welche Hunderassen zu den „Listenhunden“ zählen, unterscheidet sich in den Bundesländern. Obgleich entsprechende Tiere als gefährlich gelten, zeigt eine Untersuchung der Freien Universität Berlin, dass keine Hunderasse häufiger zubeißt als andere.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Hundehalsband?
Bevor der Spaziergang mit dem angeleinten Hund beginnt, stellt sich für dessen Halter die Frage: Woran die Leine befestigen? Ob Hundehalsband oder Geschirr die bessere Wahl ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Hauptsächlich entscheiden Einsatzzweck und Leinenführigkeit des Hundes über die zu bevorzugende Variante.
Die Vorteile eines Hundehalsbandes
Zu den positiven Aspekten bei einem Halsband gehören:
- präzises Einwirken auf den Hund
- leichtes An- und Ablegen
- große Auswahl an Designs und Farben
- einfache Pflege
Vorwiegend für ruhige und ausgeglichene Hunde, die entspannt an der Hundeleine laufen, eignet sich das Halsband. Einfache Tipps beim Hundehalsband waschen helfen, das Material sauber zu halten und frühzeitigem Verschleiß vorzubeugen.
Die Nachteile eines Hundehalsbandes
Für Hunde, die kräftig an der Leine ziehen, kommt ein Halsband nicht infrage. Der dünne Streifen aus Leder, Stoff oder einem synthetischen Material übt starken Druck auf den Hundehals aus. Stemmt sich das Haustier gegen die Hundeleine oder zieht der Besitzer daran, drückt das Halsband beim Hund auf:
- Luftröhre
- Schilddrüse
- Kehlkopf
- Nackenmuskulatur
Ein zu enger Sitz des Halsbands oder die falsche Anwendung durch den Halter begünstigen Verletzungen beim Hund. Zugleich erhöht sich bei einem zu locker sitzenden Hundehalsband das Risiko, dass das Haustier daraus herausgleitet.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Hundegeschirr?
Tierbesitzer verwenden oft ein Hundegeschirr für Welpen, bevor sie zu einem Halsband wechseln.
Die Vorteile eines Hundegeschirrs für Welpen und ausgewachsene Hunde
Ein Hundegeschirr
- verteilt im Vergleich mit einem Hundehalsband beim Zug an der Leine den Druck vorteilhafter,
- verhindert das Herausgleiten des Hundes oder erschwert es,
- ermöglicht eine bessere Kontrolle des Hundes auf unwegsamem Gelände,
- schont im Vergleich zum Halsband die Nacken- und Halsregion des Haustiers,
Vorwiegend für Hunde, die stark an der Leine ziehen, bietet sich das Hundegeschirr an. Ebenfalls eignet es sich für ängstliche Haustiere, die dazu neigen, sich in brenzligen Situationen aus einem klassischen Halsband zu winden.
Die Nachteile des Hundegeschirrs
Allerdings drohen auch bei einem Geschirr Nachteile für den Hund, wenn es nicht richtig sitzt. Die im Jahr 2011 veröffentlichte Jenaer Studie zur Hundefortbewegung zeigt, wie wichtig für Hunde die ungestörte Bewegung der Schulterblätter beim Laufen ist. Schränkt ein Geschirr durch einen falsch platzierten Riemen diese Bewegungsfreiheit ein, drohen gesundheitliche Langzeitfolgen. Zu diesen liegen bisher keine wissenschaftlichen Forschungsergebnisse vor.
Hundehalsband oder Geschirr – wofür entscheiden sich Tierhalter?
Eine pauschale Antwort auf die Frage, ob ein Hund besser ein Hundehalsband oder Geschirr trägt, gibt es nicht. Sein Verhalten sowie der vorgesehene Einsatzzweck entscheiden, welche Variante die bessere Wahl darstellt. Für ausgeglichene Hunde empfiehlt sich beim täglichen Gassigehen in der Stadt, im Park oder auf der Wiese ein locker sitzendes Halsband.
Hunden, die dauerhaft an der Leine ziehen, legen die Besitzer besser ein Geschirr an. Das vermeidet den stetigen Druck auf die empfindlichen Areale am Hundehals und entlastet gleichzeitig die Nackenmuskulatur. Für Welpen und ängstliche Hunde bietet sich das Geschirr an, da es ein unbeabsichtigtes Lösen von der Hundeleine verhindert.
Fazit
Ob die Wahl auf Hundehalsband oder Geschirr fällt, entscheiden Hundebesitzer individuell. Sie berücksichtigen dabei das Verhalten und die Bedürfnisse ihres Haustieres.
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